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Depression?

Folgende Fragen werden hier beantwortet:

 

  • Depression? Was sollte ich darüber wissen?

  • Wie entsteht eine Depression?

  • Was kann ich gegen Depressionen tun?

  • Habe ich eine Depression? Ein kurzer Test

 

 

Für alle, die mehr wissen möchten…

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  • Kann ich mich vor einer Depression schützen? 16 mögliche Maßnahmen!

  • Was genau ist eine Depression?

  • Der Zusammenhang von Depression, Burnout und Angst

  • Depression und Beruf: Soll ich mich wegen Depressionen krankschreiben lassen oder lieber einen anderen Grund nennen?

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Ein Hinweis vorab: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

                                                                  

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Depression? Was sollte ich darüber wissen?

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Die Depression ist eine häufig vorkommende psychische Erkrankung. Jeder zehnte in Österreich leidet an einer depressiven Episode – das sind geschätzte 800.000 Betroffene. Symptome sind zB  Traurigkeit, Freudlosigkeit, Interessenlosigkeit,  geringes Selbstwertgefühl, ev. Schuldgefühle, Schlafstörungen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit,  u.ä. 

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Etwas Positives vorweg: Depressionen sind heutzutage gut behandelbar. Je früher Sie sich Hilfe bei Ihrem Hausarzt suchen und einem Psychotherapeuten, umso besser sind die Heilungsaussichten. Die Kombination aus Psychotherapie und gegebenenfalls Antidepressiva (abhängig vom Schweregrad der Depression) haben die besten Erfolgsaussichten.  Durch eine frühzeitige Erkennung und Behandlung können auch mögliche Folgestörungen wie zB Angststörungen, Alkoholmissbrauch oder Schlafmittelmissbrauch verhindert werden.

 

Das Problem ist u.a. jedoch die Früherkennung der Depression: obwohl es viele Menschen mit depressiven Episoden gibt, sprechen nur wenige darüber. Einerseits aus Scham, aus Angst vor Stigmatisierung oder aus Angst, dass das Umfeld das nicht ernst nimmt. Es fehlt in unserer Gesellschaft leider nach wie vor das Verständnis und die Akzeptanz für die Erkrankung Depression.

 

Wie entsteht eine Depression?

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Die Fachwelt spricht von „multifaktorieller Genese“, was so viel bedeutet, wie dass es viele unterschiedliche Gründe für Depressionen gibt. Fest steht jedoch, dass aus dem Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Faktoren die Erkrankung Depression entsteht.

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Was kann ich gegen eine Depression tun?

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Je früher Sie sich Hilfe holen, umso besser sind die Behandlungschancen. Die Kombination aus Psychotherapie und gegebenenfalls Antidepressiva (abhängig vom Schweregrad der Depression) haben die besten Erfolgsaussichten (der Einsatz von Antidepressiva ist auf jeden Fall mit einem Psychiater zu besprechen). Durch eine frühzeitige Erkennung und Behandlung können auch mögliche Folgestörungen wie zB Angststörungen, Alkoholmissbrauch oder Schlafmittelmissbrauch verhindert werden.

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In einer Psychotherapie können die Ursachen für die Depression ergründet und besser verstanden werden. Oft führen die - Zeit unseres Lebens - gemachten Erfahrungen zu inneren Konflikten/Spannungen und zu schädlichen Mustern in unserem Denken und unserem Verhalten. In der gemeinsamen psychotherapeutischen Arbeit können diese Muster aufgedeckt, verstanden, emotional durchlebt und somit aufgearbeitet werden. Schritt für Schritt wird dadurch Veränderung in Ihrem inneren Erleben und Ihrem äußeren Leben möglich, wobei auch gleichzeitig die Symptome der Depression milder werden. Dadurch kann ein neues Lebensgefühl entstehen und ein Weg raus aus der Depression gefunden werden. Die Länge einer Therapie ist individuell verschieden und natürlich auch abhängig vom Schweregrad der Depression. Erste Symptommilderungen finden jedoch oft schon nach wenigen Therapiestunden statt.

 

Habe ich eine Depression? Ein kurzer Test

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Eine sogenannte depressive Episode liegt vor, wenn man mindestens seit 2 Wochen

unter einigen der folgenden Symptome leidet:

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1.    gedrückte (depressive) Stimmung

2.    Verlust von Interesse oder Freude

3.    Ermüdbarkeit und Energieverlust

4.    Verlust von Selbstvertrauen

5.    Schuldgefühle und unangemessene Selbstvorwürfe

6.    Suizidgedanken oder suizidales Verhalten

7.    Verminderung der Konzentration

8.    Veränderte psychomotorische Aktivität (angetrieben-unruhig oder gehemmt-verlangsamt)

9.    Schlafstörungen

10. Veränderungen des Appetits, auch Körpergewichtsveränderungen

 

Je nachdem, wie ausgeprägt die oben genannten Symptome sind und wie viele man davon hat, wird von leichten, mittelgradigen und schweren depressiven Episoden gesprochen.

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Eine leichte depressive Episode liegt vor, wenn von den ersten drei genannten Symptomen mindestens 2 vorhanden sind und ebenso 2 der übrigen Symptome.

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Eine mittelgradige depressive Episode liegt vor, wenn mindestens 2 der ersten drei genannten Symptome vorliegen, zusätzlich jedoch mindestens drei der restlichen Symptome.

 

Eine schwere depressive Episode liegt vor, wenn alle 3 erstgereihten Symptome vorliegen und mindestens vier der letzteren mit starker Ausprägung. Das heißt, dass ein Patient neben der erheblichen depressiven Stimmung, dem Interessensverlust und der Energielosigkeit oft Verzweiflung und Aufgeregtheit (oder psychomotorische Hemmung) zeigt. Schuldgefühle und – in besonders schweren Fällen – ein hohes Suizidrisiko kommen als typische Symptome dazu. Hier gilt es, sich unbedingt Hilfe zu suchen! (Psychiater und Psychotherapeut)

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Für alle, die mehr wissen möchten….

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Kann ich mich vor einer Depression schützen? 16 mögliche Maßnahmen!

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Das Positive vorweg: Wenn Sie bereits eine Depressionen haben, ist diese heutzutage gut behandelbar. Je früher Sie sich Hilfe holen, umso besser sind die Heilungsaussichten. Es dürfte jedoch auch Faktoren geben, die helfen Depressionen leichter zu überwinden bzw. auch leichter zu verhindern.

Die weniger gute Nachricht: es gibt keine „schnellen“ Tipps, im Sinne einer schnellen Lösung – nach dem Motto: „Die setze ich jetzt mal schnell alle um und dann ist alles wieder gut….“. Meist benötigt Veränderung eben auch Zeit und Geduld (nicht zuletzt mit sich selbst!).

 

Folgende Maßnahmen/Faktoren können hilfreich sein, Stress und Depressionen  zu verhindern oder bestehende Symptome einer Depression zu mildern (die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):

 

1)    Ein wichtiger  Schlüssel ist die Steigerung der Selbstachtung und der Selbstwahrnehmung

Achten Sie auf Ihre Gefühle und Signale Ihres Körpers. Wenn Sie spüren, wie weit Sie gehen können und wann Sie sich übernehmen, dann ist das eine Stärke und keine Schwäche. Gestehen Sie sich Stress, Überforderung und Erschöpfung auch ein und leugnen Sie das nicht. Alles hat seine Grenzen, auch Ihr Körper. Psychotherapie kann Ihnen helfen, Selbstachtung und Selbstwahrnehmung zu lernen.

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2)    Holen Sie sich Unterstützung und vermeiden Sie Isolation

Sie müssen nicht alles alleine schaffen – im Gegenteil! Es ist ein Zeichen von Stärke und Intelligenz, wenn Sie sich Hilfe holen. Allein nur über den Stress zu sprechen zB mit Freunden, Familie oder in der Psychotherapie, stellt eine indirekt-aktive Bewältigungsstrategie gegen die Belastung der Depression dar und ist somit eine Möglichkeit zur Verarbeitung dieser Belastung. Soziale Unterstützung ist sehr wichtig zur Verarbeitung oder Verhinderung einer Depression. Suchen Sie Kontakt zur Familie und zu Freunden, sozialen Gruppen, Selbsthilfegruppen, etc.

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3)    Erkennen Sie Ihre „inneren Antreiber“

Innere Antreiber sind Überzeugungen oder innere Anteile, die Sie immer wieder zu neuen Handlungen zwingen, obwohl Sie eigentlich Ruhe oder Erholung bräuchten. Innere Stimmen wie „Stell dich doch nicht so an!“ oder „Ich muss alles alleine schaffen!“ oder „Ich muss alles perfekt machen!“, „Ich muss es allen recht machen!“, „Ich darf nicht Nein sagen!“, etc. können sehr belastend sein.

Der erste Schritt hier ist, die Muster zu erkennen, um sich dann ein Stück weit davon zu lösen – das benötigt aber Zeit und Geduld mit sich selbst!

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4)    Lernen Sie „Nein“ zu sagen

Man kann Schritt für Schritt lernen, „Nein“ zu sagen zu den inneren Antreibern, zu überhöhten Selbstansprüchen, aber auch zu Situationen (zB in der Arbeit den Schreibtisch verlassen, obwohl nicht alles erledigt ist; oder Privat auch „Nein“ sagen, wenn es Ihnen zu viel wird)

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5)    Ändern Sie die Blickrichtung und stellen Sie die richtigen Fragen

Manchmal hat eine Krankheit auch Sinn zB dem Körper Ruhe zu gönnen, etc. Jedoch ist es auch möglich, dass es darüber hinaus einen weiteren Grund dafür gibt. Was könnte denn der Grund bzw. der Gewinn einer Erkrankung noch sein? Was ist Ihr Krankheitsgewinn? (ein sehr gängiger Krankheitsgewinn ist zB Aufmerksamkeit, die man sonst nicht bekommt). Fragen Sie sich: Wozu brauche ich das? Was bringt mir das? Möglicherweise fühlen Sie sich durch ständiges Tun aufgewertet, wichtig und unersetzbar? Vielleicht möchten Sie unbequeme Wahrheiten oder Konflikte dadurch vermeiden? (zB Konflikte in der Partnerschaft, etc.)

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6)    Fragen Sie sich immer: Was bringt und was kostet mich das?

Wenn die Arbeit, Kollegen, Ihre Beziehung oder eine Situation Sie fertig machen, können Sie sich immer fragen: „Was bringt mir das und was kostet mich das?“. Wenn es Sie mehr kostet als es bringt und wenn es möglich ist, dann versuchen Sie die Umstände zu ändern oder gehen Sie, falls nötig.

 

7)    Erkennen Sie an, dass Sie nicht alles schaffen können

Erkennen Sie an, dass Sie nicht alles (allein) schaffen können und akzeptieren Sie somit auch Ihre Begrenztheit – auch die Grenzen Ihres Körpers.

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8)    Achten Sie auf Ihren Köper

Ernähren Sie sich nach Möglichkeit ausgewogen und gesund, quälen Sie sich nicht mit Diäten oder sonstigem, geben Sie Ihrem Schlafbedürfnis und Ihrem Ruhebedürfnis nach und halten Sie Ihre Arzttermine ein. Treiben Sie nach Möglichkeit Sport bzw. achten Sie auf ausreichend Bewegung. Vermeiden Sie nach Möglichkeit Alkohol und Beruhigungsmittel zur Stressbewältigung.

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9)    Wenn Sie erkennen, dass Sie zu viel tun, vermindern Sie bewusst Ihren Einsatz

Wenn es Situationen gibt, in denen Sie sich überengagieren und selbst unter Druck setzen, versuchen Sie Bereiche oder Aspekte herauszugreifen und Schritt für Schritt auf eine Erleichterung des Drucks hinzuarbeiten.

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10)  Lernen Sie abzuschalten – Wie geht das?

Manchmal ist der erste Schritt das Akzeptieren der unangenehmen Wahrheit, dass sich viele Belastungsfaktoren unseres Alltags nur begrenzt kontrollieren und beeinflussen lassen. Dringend notwendig wäre somit als Gegenteil zur hektischen Aktivität: Toleranz für Passivität und sogar Langeweile – erst dann wird laut neueren Erkenntnissen der Neurowissenschaft wieder Kreativität möglich. Aber Achtung: oft ist es verblüffend schwer, auch nur kurze Phasen dieser Ruhe passiv auszuhalten, ohne sich sofort wieder in die nächste Aktivität zu stürzen. Es ist somit ein Lernprozess und benötigt Wiederholung und Übung.

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11)  Achten Sie auf Ihre Selbstfürsorge

Wenn Sie dazu neigen, anderen aus Gewohnheit heraus Arbeit oder deren Probleme abzunehmen, erkennen Sie das zuerst. Danach ändern Sie das Schritt für Schritt. Versuchen Sie für sich selbst fürsorglicher zu werden und auch, dass Sie selbst fürsorglich behandelt werden. Sie haben ein Recht darauf!

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12)  Lernen Sie, Arbeit abzugeben

Es ist wichtig zu lernen, Arbeit nach Möglichkeit aufzuteilen und zu delegieren. Nicht nur in der Arbeit, sondern auch zu Hause, in der Familie, im Freundeskreis, etc. Hier kürzer zu treten ist für Sie und die anderen wichtig: denn je mehr Sie mit Ihren begrenzten Ressourcen umsichtig haushalten, umso mehr können Sie im Gegenzug auch wieder für andere da sein.

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13)  Legen Sie Zeitdieben das Handwerk und führen Sie ein Zeittagebuch

Fragen Sie sich immer: Was ist mir wichtig? Und was ist nur dringend (aber vielleicht nicht wichtig)? Und was ist unwichtig und ev. auch nicht dringend? Was ist mein Ziel? Und was bringt mich meinem Ziel näher. Ein Zeittagebuch kann helfen, einen Überblick zu bekommen, was Sie so tun, worauf Sie wieviel Zeit verwenden – Was von Ihren Tätigkeiten hat Ihnen Freude gemacht und was war anstrengend oder nervig? Was davon war wirklich wichtig? Ein Zeittagebuch kann überraschende Einsichten zu Tage bringen!

 

14)  Finden Sie Ihren Rhythmus und Ihr persönliches Tempo

Jeder verfügt über einen unterschiedlichen Rhythmus und ein unterschiedliches Tempo.  Ihre Energieressourcen sind begrenzt und darum haushalten Sie damit in Ihrem Rhythmus. Fragen Sie sich vermehrt: Was will ich in meinem Leben? Und was nicht? Und wann? Was brauche ich? Und was nicht? Was ist verzichtbar? Und was nicht? Antworten darauf werden Ihnen helfen, verstärkt ein Leben zu führen, das in ihrem persönlichen Gleichgewicht ist.

 

15)  sinnstiftende Tätigkeiten helfen

Der Beruf kann, muss aber nicht sinnstiftend sein. Finden Sie andere Bereiche die Ihnen Sinn geben können: Ihre Beziehung, Ihre Familie, soziales Engagement, Hobbies, etc.

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16)  Humor hilft!

Bitte verstehen Sie dies nicht als Zynismus; viele Studien haben gezeigt, dass Humor bei der der Verarbeitung von Stress und Burnout einen wichtigen Stellenwert hat. Es ist selbstverständlich wichtig, eine Erkrankung, sein Privatleben oder seinen Job ernst zu nehmen, jedoch ist es ebenso wichtig, seinen Sinn für Humor zu behalten. Humor hilft, mit Überdruss besser zurecht zu kommen, wenn man sich selbst nicht immer so ernst nimmt, auch mal über seine Schwächen lachen kann und auch die komischen Seiten sieht, die manche Situationen auch haben können.

 

Die oben genannten Maßnahmen stellen konkrete Handlungsmöglichkeiten für Sie persönlich dar – was nicht bedeutet, dass auch Arbeitgeber und Unternehmen eine Verantwortung haben, sich dem Thema „Umgang und Vermeidung von psychischen Krankheiten“ zu stellen.

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Selbstverständlich sind auch die Arbeitgeber und Unternehmen gefordert, sich mit dem Thema psychische Erkrankungen auseinanderzusetzen. Wichtig im Sinne der Prävention sind u.a. ein wertschätzendes Arbeitsklima, eine gute Konfliktkultur, flexible Arbeitszeitmodelle, Workshops zu Stressbewältigung, Gesundheitscheckangebote und Informationen zu Frühwarnsignalen – um nur einiges zu nennen.

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Was genau ist eine Depression?

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Die Depression ist eine Erkrankung, für die man nichts kann und sich daher auch nicht schämen muß. Jeder zehnte in Österreich leidet an einer depressiven Episode – das sind geschätzte 800.000 Betroffene. Laut WHO zählt die Depression zukünftig zum zweithäufigsten Krankheitsbild der westlichen Welt. Viele Betroffene merken oft gar nicht, dass sie eventuell an einer Depression leiden – oft gehen Sie zum Arzt und klagen über körperliche Beschwerden oder psychische Belastungen zB Arbeitsüberlastung, Schwierigkeiten in der Familie und/oder Partnerschaft, ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Wer kennt das fallweise nicht auch von sich selbst? Hat man dann gleich eine Depression?

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Eine sogenannte depressive Episode liegt von wenn man mindestens seit 2 Wochen

unter einigen der folgenden Symptome leidet:

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1.    gedrückte (depressive) Stimmung

2.    Verlust von Interesse oder Freude

3.    Ermüdbarkeit und Energieverlust

4.    Verlust von Selbstvertrauen,

5.    Schuldgefühle und unangemessene Selbstvorwürfe

6.    Suizidgedanken oder suizidales Verhalten

7.    Verminderung der Konzentration

8.    Veränderte psychomotorische Aktivität (angetrieben-unruhig oder gehemmt-verlangsamt)

9.    Schlafstörungen

10. Veränderungen des Appetits, auch Körpergewichtsveränderungen

 

Je nachdem, wie ausgeprägt die oben genannten Symptome sind und wie viele man davon hat, wird zwischen leichten, mittelgradigen und schweren depressiven Episoden unterschieden.

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Etwas Positives vorweg: Depressionen sind heutzutage gut behandelbar. Je früher Sie sich Hilfe bei einem Psychotherapeuten holen, umso besser sind die Heilungsaussichten. Die Kombination aus Psychotherapie und gegebenenfalls Antidepressiva (abhängig vom Schweregrad der Depression) haben die besten Erfolgsaussichten (der Einsatz von Antidepressiva ist auf jeden Fall mit einem Psychiater zu besprechen). Durch eine frühzeitige Erkennung und Behandlung können auch mögliche Folgestörungen wie zB Angststörungen, Alkoholmissbrauch oder Schlafmittelmissbrauch verhindert werden.

 

Das Problem ist u.a. jedoch die Früherkennung der Depression: obwohl es viele Menschen mit depressiven Episoden gibt, sprechen nur wenige darüber. Einerseits aus Scham, aus Angst vor Stigmatisierung oder aus Angst, dass das Umfeld das nicht ernst nimmt. Es fehlt in unserer Gesellschaft nach wie vor das Verständnis und die Akzeptanz für die Erkrankung Depression. Leider passiert es noch zu oft, dass Betroffene zu hören bekommen, dass sie sich „doch zusammenreißen sollen“, „nur positiv denken sollten“ oder sich „das alles nur einbilden“. Depressionen betreffen sehr oft Menschen die „scheinbar eh alles haben“ und dann ist das Verständnis des Umfeldes noch weniger gegeben, nach dem Motto „Die/Der hat doch keinen Grund, dass es ihr/ihm schlecht geht!“. Hier bedarf es in der Bevölkerung noch viel Information und Aufklärung.

 

Der Zusammenhang von Depression, Burnout und Angst

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Da die Symptome einer Depression jenen des Burnouts recht ähnlich sind, werden die Begriffe „Depression“ und „Burnout“ manchmal als gleichwertig verstanden oder verwendet, was jedoch falsch ist. Burnout ist keine Diagnose im Sinne des ICD10 (ein internationales Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen) – die Depression jedoch schon. Die Depression ist eine Krankheit – für eine Krankheit sollte man sich nicht schämen, jedoch ist die Akzeptanz in der Bevölkerung für diese Krankheit leider noch nicht so recht vorhanden.

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Die Unterscheidung zwischen diesen zwei Begriffen hat, abseits vom diagnostischen Aspekt eine wesentlich wichtigere Bedeutung für die jeweils Betroffenen: Denn manche, die an Burnout erkrankt sind, empfinden es als vernichtend, abwertend und auch stigmatisierend, wenn sie eine psychiatrische Diagnose bekommen und als depressiv bezeichnet werden. Sie sehen sich dann überhaupt nicht gewürdigt in ihrer Kompetenz und ihrem überdurchschnittlichen Einsatz, den sie vor dem Zusammenbruch gezeigt haben. Sie halten sich dann für verkorkst und krank, was den Heilungsprozess nicht gerade fördert.

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Andererseits, kann die Diagnose „Depression“ für einige Menschen auch in gewisser Weise „erleichternd“ sein, da Betroffene nun endlich wissen, was genau mit ihnen los ist (und dass sie nicht allein sind) und sie sich für eine Krankheit nicht zu schämen brauchen. Noch dazu, wo laut Studien, jeder zehnte in Österreich an einer depressiven Episode leidet – das sind geschätzte 800.000 Betroffene. Laut WHO zählt die Depression zukünftig zum zweithäufigsten Krankheitsbild der westlichen Welt. Deutsche Studien sprechen sogar davon, dass jeder fünfte in Deutschland im Laufe seines Lebens irgendwann psychisch erkrankt.

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In den Medien werden die Begriffe Depression,  Burnout, Erschöpfung, Überforderung, Belastung oft in einem genannt. Interessanterweise wird jedoch seltener über die Vorstufe der Erschöpfung gesprochen: nämlich die Angst.

Angst kennt jeder von uns und ist vermutlich in jedem Leben ein zentraler Bestandteil. Angst richtet sich in der Regel immer auf die Zukunft. In der Fachwelt geht man davon aus, dass jeder Mensch seine persönliche Angstbiographie hat: Wir haben einfach gelernt, in bestimmten Situationen Angst zu haben.

 

Weit verbreitete Ängste zum Beispiel im Arbeitsalltag sind:

 

Existenzängste: das ist zB die Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, Angst vor Krankheiten, Angst vor Unfällen, oder bei älteren Menschen die Angst, überflüssig zu werden, etc.

 

Soziale Ängste: diese Ängste betreffen den zwischenmenschlichen Bereich: Angst vor Konkurrenz, vor Mobbing, Angst vor dem Alleinsein, etc.

 

Leistungs- und Versagensängste: Angst vor Überforderung, Angst „nicht alles perfekt zu machen“, Angst vor Fehlern, etc.

Wenn man  jahrelang Ängste hat, Belastungen im Arbeitsalltag und im Privatleben und etwa gleichzeitig zu wenig Anerkennung bekommt, kann eine solche Situation leicht zu einer depressiven Episode führen.

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Depression und Beruf: Soll ich mich wegen Depressionen krankschreiben lassen oder lieber einen anderen Grund nennen?

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Verständlich ist, dass es manchen Betroffenen leichter fällt, sich wegen eines Rückenleidens 2 Monate krankschreiben zu lassen als wegen einer Depression. Aus 3 Gründen ist dies jedoch aus meiner Sicht nicht ganz ratsam:

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Der erste Grund ist eher allgemeiner Natur – nämlich, dass sich dadurch die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen verfestigt.

 

Der zweite Grund ist, dass eine Notlüge zwar einfacher erscheinen mag, jedoch nichts daran ändert, dass die Gerüchteküche ohnehin wahrscheinlich brodeln wird. Bei längeren Ausfallszeiten kann man in der Regel davon ausgehen, dass angenommen wird, dass eine psychische Erkrankung der wahre Grund ist.

 

Der dritte - meiner Meinung nach der wichtigste Grund - bei der Wahrheit zu bleiben ist, dass dadurch ein Rückfall für Sie unwahrscheinlicher wird. Warum? Wenn nämlich Ihr Umfeld weiß, dass Sie eine Krise hatten, dann kann es sich auch darauf einstellen und Sie auch. Sie können dann leichter verhandeln und sich für sich einsetzen und zB sagen: „Im Moment fällt es mir noch schwer im direkten Kundenkontakt zu sein. Daher wäre es besser, die nächsten 8 Wochen nicht am frontdesk eingesetzt zu werden.“ Man kann dadurch auch leichter angepasste Arbeitszeitmodelle entwickeln, zB im ersten Monat nur 4 Stunden pro Tag, im zweiten Monat 6 Stunden pro Tag, usw.

 

Wichtig ist, dass Jobrückkehrer sich nicht gleich wieder voll in die Arbeit stürzen, aber sich auch nicht einer zu großen Schonhaltung des Umfelds gegenübersehen. Es braucht eine gute Balance von Verständnis und Anforderung und das bedarf eines Prozesses. Für diesen Prozess der schrittweisen Anpassung müssen beide Seiten im Gespräch sein. Was geht schon? Was geht (noch) nicht? Welche Unterstützung ist notwendig? Wieviel Belastung ist gut? etc. Es bedarf somit einer gut durchdachten Rückfallprophylaxe.

 

Arbeit kann sehr oft der Grund für Überlastung sein und auch krank machen. Gleichzeitig bietet Arbeit jedoch auch Stabilität, Struktur und Identität (im besten Fall auch Sinn). Arbeit ist somit ein wichtiger Faktor, um auch wieder gesund zu werden oder einen Rückfall zu vermeiden, da man auch das Gefühl hat, nützlich zu sein und etwas bewirken zu können. Das soll nun natürlich keinen Druck machen und Betroffene sollen sich klarerweise die Zeit nehmen, die sie brauchen, um wieder gesund zu werden. Eine zeitnahe Rückkehr ins Unternehmen bietet jedoch die Chance, sich über die Arbeit auch wieder zu stabilisieren und den Selbstwert aufzubauen.

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